Vor 45 Jahren: NEF-Exkursion ins Waldviertel am 15. und 16. April 1978

Die 46. Exkursion der Nürnberger Eisenbahnfreunde führte vor 45 Jahren am Wochenende 15./16. April 1978 zu den Schmalspurbahnen im österreichischen Waldviertel. NEF-Mitglied Gerd Jahreis war auch diesmal mit dabei und es gelangen ihm zahlreiche schöne Aufnahmen, von denen er uns für diesen historischen Reisebericht eine Auswahl zur Verfügung stellte.

Die zwischen 1899 und 1903 gebaute Waldviertler Schmalspurbahn bildet ein Netz von drei zusammenhängenden Eisenbahnstrecken mit einer Spurweite von 760 mm, die von Gmünd in Niederösterreich aus das nordwestliche Waldviertel auf Strecken nach Litschau, Heidenreichstein und Groß Gerungs erschließen. Zwischen 1986 und 2001 wurde der planmäßige Güter- und Personenverkehr stufenweise eingestellt. Erfreulicherweise wird aber heute auf dem gesamten Netz ein Touristik- und Museumsbetrieb durchgeführt.

Leider ließen sich keine detaillierten Reiseunterlagen mehr finden, aber Gerd Jahreis konnte sich noch erinnern, dass die Reisegruppe von Nürnberg bis Linz einen planmäßigen Zug (vmtl. den D 227) benutzte. Von Linz nach Groß Gerungs ging es dann weiter mit zwei Sonderpostbussen. In Groß Gerungs wartete dann schon der mit der 399.04 bespannte Sonderzug.

In Langschlag wurde ein erster Zwischenhalt eingelegt. Auf 753 m über NN lag Mitte April noch eine ansehnliche Schneedecke.

Aber nicht nur der Sonderzug war Gerd Jahreis ein Bild wert, sondern auch die damals noch auf einem Denkmalsockel unter ihrer ursprünglichen Bezeichnung Nr. 21 (Uv.2) stehende 298.206.
Die Niederösterreichischen Landesbahnen (NÖLB), die seinerzeit die Waldviertelbahn betrieben, beschafften 1903 und 1905 insgesamt drei auf der Reihe U basierende, stärkere Lokomotiven mit Verbunddampfmaschine, die auf den steigungsreichen Waldviertler Schmalspurbahnen und der Pielachtalbahn (der Talstrecke der Mariazellerbahn) zum Einsatz kommen sollten. Diese als Uv bezeichnete Type wurde auch von den k.k. Staatsbahnen und der Zillertalbahn sowie nach dem Ersten Weltkrieg von der polnischen Staatsbahn PKP bestellt.

Im Bahnhof Steinbach-Großpertholz nahm die Lokomotive Wasser, die NEFler hatten Gelegenheit auszuschwärmen …

… und Gerd Jahreis erklomm gar den gegenüber dem Bahnhof gelegenen Hang, um die Überholung des Sonderzugs durch einen Planzug, der mit der urigen Diesellokomotive 2091.09 bespannt war, zu dokumentieren.

 Vor Weitra führt die Strecke durch offenes Ackerland. Ein Fotohalt mit Scheinanfahrt und „schwarzem Dampf“ war angesagt.

Vor Weitra führt die Strecke über den Veitsgrabenviadukt, das größte Brückenbauwerk der Waldviertler Schmalspurbahnen.

Großer Bahnhof für die NEF-Reisegruppe in Weitra. Warum und weshalb, das ließ sich nicht mehr herausfinden.

Auch den letzten Fotohalt dieses Tages zwischen Weitra und Alt Weitra nutzte Gerd Jahreis für ein stimmungsvolles Foto.

In Gmünd war das Tagesziel dann erreicht. Die NEF-Reisegruppe bezog dort das direkt am Bahnhof gelegene Sporthotel.

Am Sonntag, den 16. April 1978 befuhr die NEF-Reisegruppe den Nordost-Zweig der Waldviertelbahn von Gmünd NÖ nach Litschau. In Alt-Nagelberg, wo Gerd Jahreis den wieder mit der 399.04 bespannten Sonderzug fotografierte, zweigt die 13 km lange Strecke nach Heidenreichstein ab, die im späteren Verlauf auch noch befahren wurde.

Tender voran fahrend, erreicht 399.04 den Endbahnhof Litschau.

Schnell ist umgesetzt und der Lokführer hat Gelegenheit, nach dem Triebwerk zu schauen. Die zwischen 1906 und 1908 bei Krauss & Cie in Linz gebauten Heißdampf-Vierkuppler entstanden aus dem Bedarf heraus, für die im Bau befindliche Mariazellerbahn leistungsfähigere Schmalspurlokomotiven als bislang zur Verfügung zu haben. Nach der Elektrifizierung der Mariazellerbahn kamen die kräftigen Mh, wie diese Baureihe anfangs bezeichnet wurde, zunächst auf den anderen 760-mm-Bahnen in Österreich zum Einsatz, um sich dann ab 1970 vollständig im Waldviertel einzufinden, wo sie bis in die 1980er-Jahre hinein einen Großteil des Gesamtverkehrs bewältigten. Alle sechs Lokomotiven der Baureihe Mh sind noch erhalten und teilweise auch betriebsfähig. Nach 1938 reihte die Deutsche Reichsbahn die Mh als 99 1111–1116 ein. Von den ÖBB wurden 1953 die Mh in Reihe 399 umgezeichnet.

Kurz vor Alt-Nagelberg mussten die Fotografen für diesen Fotohalt mit Scheinanfahrt und „weißem Dampf“ wieder einmal den Zug verlassen.

Von Alt-Nagelberg ging es dann nach Heidenreichstein. Hier steht 399.04 schon bereit für die Rückfahrt.

Gmünd NÖ ist erreicht. Der NEF verabschiedet sich von den Waldviertler Schmalspurbahnen …

… nicht aber noch schnell einen Blick auf 399.04 zu erhaschen, die das erst 1950 entstandene und direkt an der Grenze zur damaligen Tschechoslowakei gelegene Gleisdreieck zum Wenden nutzt. Dieses Gleisdreieck entstand durch eine aufgrund der Grenzziehung notwendige Verlegung der nach Litschau führenden Strecke.  Im Hintergrund sind die Grenzanlagen des „Eisernen Vorhangs“ erkennbar.

Nach der Mittagspause ging es dann von Gmünd NÖ per Postbus nach Summerau, wo wieder die normalspurige und elektrifizierte Welt erreicht wurde. Die urige 1080.12, die zu einer von 1924 bis 1926 beschafften Serie von 20 Lokomotiven gehört, begrüßte die NEF-Reisegruppe.

Im Rahmen des kleinen Grenzverkehrs erreichte die T 478 1136 der ČSD den österreichischen Grenzbahnhof Summerau.

Zurück nach Nürnberg ging es für die Nürnberger Eisenbahnfreunde dann in Planzügen über Linz Hbf, Passau und Regensburg.

Die Redaktion von NEF-online bedankt sich herzlich bei Gerd Jahreis für die Informationen zur Reise und die Überlassung der Bilder und dem Internet für die weitergehenden Informationen zur niederösterreichischen Waldviertelbahn.

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