Ein Traum wurde wahr: 012 104-6 ist wieder betriebsfähig (Update)

JETZT MIT UPDATE VOM 15.07.2023

Am 08. Juni 2023 konnte die Aufarbeitung der Museumslok 012 104-6 (alias 01 1104) des Vereins ‘Faszination Dampf’ bei der Centralbahn in Mönchengladbach erfolgreich abgeschlossen werden. Die einstige DB-Schnellzugdampflok der Baureihe 01.10 ist damit nach 45 Jahren erstmals wieder betriebsfähig. 14 Jahre arbeiteten tatkräftige Mitglieder und Helfer des Vereins und mit Unterstützung von Eisenbahn-Fachwerkstätten und externen Firmen an der betriebsfähigen Aufarbeitung dieser Lok.

Ein neuer Star steht somit wieder für Dampfsonderfahrten in Deutschland zur Verfügung. Die wechselvolle Geschichte dieser Lok und der lange Weg ihrer Restaurierung soll aus diesem freudigen Anlass in Erinnerung gerufen werden.

Nach 14-jähriger Aufarbeitung steht die Lok fertiggestellt in Mönchengladbach im dortigen ehemaligen Betriebswerk, welches in Teilen heute von der im Charterverkehr tätigen Centralbahn genutzt wird.

Die heutige Museumslok 012 104-6 wurde im Jahre 1940 von der Deutschen Reichsbahn als 01 1104 in Dienst gestellt, gebaut bei der Berliner Maschinenbau-Gesellschaft (vormals Schwartzkopff) unter der Fabriknummer 11360. Sie entstammt dem ersten und einzigen Lieferlos der dreizylindrigen Pazifiklok der Baureihe 01.10 mit den Betriebsnummern 01 1052 – 1105, welche die Deutsche Reichsbahn neben der Baumusterlok 01 1001 von 1939 nach Beginn des 2. Weltkriegs noch fertigen ließ. Weitere geplante Baulose wurden storniert und umgewandelt in die Lieferung kriegswichtig gewordener Güterzuglokomotiven.

Die Lokomotiven der Reihe 01.10 sind damals mit Stromlinienverkleidung und 5-achsigem Tender der Bauart 2’3 T 38 ausgeliefert worden, waren für eine Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h zugelassen und wurden auf verschiedene Betriebswerke in Deutschland verteilt. Das erste Heimatbetriebswerk der letzten sechs abgelieferten Maschinen 01 1100 – 1105 war München Hbf, von wo aus sie bevorzugt auf den Strecken nach Nürnberg via Ingolstadt und Würzburg (über Ansbach) zum Einsatz kamen. Bereits nach zwei Jahren wurden die Maschinen nach Nürnberg Hbf abgegeben, das Einsatzgebiet änderte sich, es kamen Einsätze über Würzburg nach Frankfurt/Main und über Regensburg und Passau bis nach Linz dazu.

Als 01 1104 beschriftet steht die Lok am 08.06.23 im Depot der Centralbahn in Mönchengladbach. Die letzten Teile der Steuerung sind fertig montiert, der Kessel ist angeheizt, aber die Kolbenschieber müssen noch eingestellt werden.

Das Kriegsende erlebte die bereits teilweise “entstromte” 01 1104 beim Bw Kassel als betriebsfähig abgestellte Lok, für die zunächst kein weiterer Bedarf bestand. Erst 1946 kam die Lok beim Bw Kassel wieder zu ersten Einsätzen. Dem Bw Kassel blieb die Lok bis 1957 treu, wechselte dann für gute 5 Jahre zum Bw Bebra, kam aber 1963 noch einmal für vier Jahre nach Kassel zurück.

Im März 1954 hatte die Lok einen neuen Hochleistungskessel mit Verbrennungskammer in vollständig geschweißter Ausführung erhalten, und im Mai 1957 erfolgte der Umbau von Kohle- auf Ölhauptfeuerung. Damit zählten die so umgebauten 34 ölgefeuerten Maschinen der Baureihe 01.10 neben den zwei DB-Neubauloks der Baureihe 10 zu den leistungsfähigsten Schnellzug-Dampflokomotiven bei der Deutschen Bundesbahn.
Im täglichen Einsatz vor schweren Schnellzügen auf der Nord-Südstrecke lief die 01 1104 mit ihren Schwesterloks jahrelang nordwärts bis nach Hamburg und Lübeck, und südwärts bis nach Frankfurt/Main, Würzburg und sogar über Schweinfurt bis Bamberg. Dank der Ölfeuerung waren auch längere Zugfahrten über sechs Stunden im Durchlauf von Würzburg bis Hannover oder von Hannover nach Frankfurt an der Tagesordnung, wobei gerade in den späten 1950er-Jahren Tageslaufleistungen bis über 1.100 km und Monatslaufleistungen bis zu 26.000 km erreicht wurden.

Aus dieser Perspektive kommt der wuchtige Hochleistungskessel in vollständig geschweißter Ausführung besonders gut zur Geltung, den die Lok im Jahre 1954 bei Henschel & Sohn erhalten hat.

Der Strukturwandel in der Zugförderung hin zu immer mehr elektrifizierten Streckenabschnitten schritt bei der DB gerade in den frühen 1960er-Jahren zügig voran, so dass die Einsatzfelder der leistungsstarken Schnellzugloks zusehends zusammenschrumpften.

1963 war den Loks in Bebra mit der Elektrifizierung der Nord-Südstrecke das bisherige Haupteinsatz-gebiet abhanden gekommen, und 1967 war mit Aufnahme des elektrischen Zugbetriebs zwischen Gießen und Kassel auch in Kassel kein sinnvolles Einsatzgebiet mehr gegeben, so dass die 01 1104 im April 1967 zum Bw Hamburg-Altona abgegeben wurde.

Die Treibachse des mittleren Zylinders rechts und die Treibachse der beiden außenliegenden Zylinder in der Mitte. Die Kuppelstangen und die Treibstange auf der Treibachsseite haben Rollenlager.

In Norddeutschland konnte die Maschine ab April 1967 auf langen Fahrten von Hamburg-Altona nach Westerland noch einmal zeigen, was in ihr steckte. Mit Einführung des neuen EDV-gerechten Numerierungssystems wurde die 01 1104 ab dem 01.01.1968 buchmäßig zur 012 104-6.
Die Anlieferung der ersten Serien-Loks der Baureihe 218 führten Anfang der 70er Jahre zur zunehmenden Einschränkung des Einsatzgebiets der im Bw Hamburg-Altona stationierten 01.10.

Das Ende des Einsatzes für 1972 zeichnete sich ab, als der spätere Eigentümer und damit letztlich der “Retter” dieser Lok, der Mediziner Dr. Peter Beet aus England, eine Reise nach Hamburg unternahm, um die letzten 01.10 auf ihren Fahrten nach Westerland zu erleben. Dabei muss auch die Entscheidung gereift sein, eine solche Lok nach Möglichkeit von der DB zu erwerben. Es wäre nicht die erste Lok gewesen, da Dr. Peter Beet als glühender Dampflokbegeisterter bereits mehrere britische Dampfloks gegen Ende des Dampfbetriebs im August 1968 von British Railways erworben hatte.

Letztes Maßnehmen und Einstellen der Schiebersteuerung bei geöffnetem Schieberkasten am rechten Zylinder am Nachmittag des 08.06.23.

Nach der Rückkehr von seiner Deutschlandreise schrieb er im April 1970 einen Brief an den Vorstand der DB, dass er gerne eine deutsche Pazifik-Dampflok der Baureihe 01 oder 03 kaufen möchte. Wenige Monate später präzisierte er sein Kaufinteresse zugunsten einer dreizylindrigen Lok der Baureihe 01.10. Der Anfrage wurde seitens der DB zunächst offenbar keine große Beachtung geschenkt, vmtl. weil es immer wieder derartige Anfragen von Dampflokfreunden gab, die sich aber schnell zerschlugen, wenn sie den Kaufpreis hörten, den die DB damals aufrief. So zog sich die Auswahl einer konkreten Lok und ein verbindliches Angebot seitens der DB erstmal hin. Währenddessen endete der Einsatz der 01.10 in Hamburg Ende September 1972.

NEF-Mitglied Matthias Maier war am 24.09.1973 an der südlichen Ausfahrt aus dem Bahnhof Meppen zur Stelle, als 012 104 einen D-Zug von Emden nach Rheine zu befördern hatte.

Das Ende des Einsatzes der 012 104-6 beim Bw Hamburg-Altona war jedoch noch nicht das Ende ihrer Dienstzeit bei der DB, denn es gab durch Umstationierung nach Rheine noch ein letztes Gnadenbrot zu verdienen. Das Bw Rheine wurde für viele 01.10 das letzte Heimat-Bw, fanden doch 44 der 55 gebauten Loks dort ihr letztes Zuhause. Durch den wenige Jahre vorher aufgegebenen Bestand beim Bw Osnabrück und Umbeheimatung zahlreicher Maschinen nach Rheine kam es dort jedoch zeitweise zu einem Überhang an benötigten Maschinen, so dass etliche Loks vorübergehend mangels Bedarf betriebsfähig abgestellt wurden.
Das Einsatzgebiet der in Rheine beheimateten 01.10 umfasste anfangs noch Zugläufe ab und bis Münster, aber die Strecke Münster- Rheine wurde zum Herbstfahrplan 1972 ebenfalls elektrisch, so dass sich ab da die Einsätze auf die Emslandstrecke von Rheine nach Emden und weiter bis nach Norddeich Mole beschränkten. Zwischen Emden-Außenhafen und Emden kam es dabei regelmäßig zu Fahrten mit Tender voraus.

Auch NEF-Mitglied Ulrich Montfort war im Jahre 1973 an der Emslandstrecke unterwegs, um die letzten 01.10 der DB vor die Linse zu bekommen. Am 05.10.1973 postierte er sich im Bahnhof Lingen an der Bahnschranke und hatte das Glück, die 012 104 bei der Ausfahrt und mit kräftiger Rauchentwicklung vor dem D734 von Norddeich nach Köln aufnehmen zu können.

Im Herbst 1973 verschärfte sich dann die Betriebslage bei der DB durch die internationale Ölkrise, was zum vorübergehenden Abstellen nahezu aller ölgefeuerten Dampfloks führte. Die 012 104 war hiervon allerdings nur sehr begrenzt betroffen. Gemäß Betriebsbuch war die Lok nur im Dezember 1973 außer Dienst und in dieser Zeit in Osnabrück betriebsfähig hinterstellt.

Just zu dieser Zeit der internationalen Ölkrise erhielt Dr. Peter Beet Ende Oktober 1973 unerwarteter Weise ein Angebot des Bundesbahn-Zentralamtes in Minden, die 012 104-6 nach ihrer Ausmusterung käuflich erwerben zu können. Allerdings war der genannte Preis offenkundig nicht diskutabel, es handelte sich um eine Angebot, das man nur ablehnen konnte. Die DB hatte damals wohl erwartet, dass der Kaufinteressent bei diesem Angebot nunmehr das Interesse an dem Vorhaben verliert. Dr. Peter Beet hatte allerdings schon Erfahrung mit ähnlichen Kaufangeboten für seine bereits im Bestand befindlichen Dampfloks von British Railways.

Der historische Moment am 08.06.2023 um 20:22 Uhr: 01 1104 bewegt sich nach 45 Jahren erstmals wieder aus eigener Kraft.

Und so wurde nicht Abstand genommen von diesem Kaufangebot der DB, sondern stattdessen die deutsche Bundesregierung in den “Fall” eingeschaltet. In einem Brief an den damaligen Bundeskanzler Willy Brandt bat der Arzt aus England im Januar 1974 um politische Unterstützung bei dem Vorhaben, eine deutsche Dampflok für ein Eisenbahnmuseum in England zu einem akzeptablen Kaufpreis zu erwerben. Es folgte immerhin innerhalb von vier Wochen ein Antwortschreiben des Bundesministeriums für Verkehr, welches den Auftakt bilden sollte für kommende, langwierige Preisverhandlungen mit der DB.

Letzte Instruktionen und Abstimmungen des Personals, bevor am Abend des 08.06.2023 erstmalig aus eigener Kraft in den Hauptbahnhof Mönchengladbach gefahren wird, um von dort auf ein Gleis im ehemaligen Güterbahnhof zu gelangen, in Parallellage zu den Streckengleisen nach Neuss.

In der Zwischenzeit endete die Dienstzeit der von der DB zum Kauf angebotenen 012 104 nach 34 Dienstjahren mit der z-Stellung der Lok zum 22.05.1974 wegen Ablauf der Kesselfrist. Noch ein weiteres Jahr sollten die letzten Vertreter der dreizylindrigen 01 bei der DB in Dienst stehen, ehe am 31.05.1975 die letzten 01.10 ihren Abschied aus dem Betriebsdienst bei der DB nahmen. Es bestand also auch ein Wettlauf gegen die Zeit, den Kauf der Lok nun unter Dach und Fach zu bringen.
Die formale Ausmusterung der 012 104 bei der DB erfolgte schließlich zum 09.10.1974.
Nach 10 Monaten zäher Preisverhandlungen, in denen der Lok im Falle eines Scheiterns die zeitnahe Zerlegung drohte, konnte im November 1974 ein für beide Seiten akzeptabler Kaufvertrag unterschrieben werden. Damit war die Lok vor dem Schneidbrenner gerettet und somit für die Nachwelt erhalten.

01 1104 fährt im letzten Abendlicht des 08.06.2023 auf dem als Lokprobiergleis genutzten Gleis im ehemaligen Güterbahnhof von Mönchengladbach auf und ab. Ein sauber eingestellter Dreizylinderschlag konnte beim Beschleunigen vernommen werden.

Nachdem die Kaufformalitäten abgeschlossen waren, organisierte der neue stolze Eigentümer die Verschiffung der Lok über den Hafen Rotterdam. Am 07.02.1975 wurde die Lok von Rheine mit 65 km/h nach Rotterdam geschleppt. Eine Woche später, am 15.02.1975, konnte die Lok im Hafen von Rotterdam mittels Kränen auf das Schiff ‘Benarty’ verladen und in den folgenden Tagen nach Hull in Nordost-England verschifft werden. Es begann damit ein knapp 22-jähriger Auslandsaufenthalt der Lok in Großbritannien.

Da die Lok für das englische Lichtraumprofil zu groß war, war an einen Einsatz auf britischen Strecken trotz der gleichen Spurweite nicht zu denken. Schon der weitere Transport in England vom Hafen Hull nach Middlesborough musste, Lok und Tender getrennt, per Tieflader auf der Straße erfolgen.

Das Ziel der Reise sollte schließlich das Steamtown Museum in Carnforth im Nordwesten von England werden, welches bis zum Ende des Dampfbetriebs in Großbritannien im Jahre 1968 eines der letzten Dampflok-Bw von British Railways war, ähnlich wie es das Bw Rheine in Westdeutschland war. In Carnforth hatten bereits andere Loks von Dr. Peter Beet ein Zuhause gefunden.

Die untergehende Sonne spiegelt sich gegen 20:45 Uhr des 08.06.2023 in der Lok, die im ehemaligen Güterbahnhof Mönchengladbach ihre ersten Gehversuche 49 Jahre nach ihrer letzten Fahrt auf DB-Gleisen unternimmt.

Im Freigelände des Eisenbahnmuseums in Carnforth konnte die 012 104 in den ersten Jahren noch unter Dampf erlebt werden. Der letzte Einsatz auf dem dortigen Museumsgelände soll dem Vernehmen nach 1978 gewesen sein. Danach war die Lok nur noch ein rollfähiges Exponat, ein Einsatz auf den zahlreichen britischen Museumsbahnen ließ das englische Lichtraumprofil nicht zu.

Anfang der 80er Jahre begann der Eigentümer die Lok einer kosmetischen Aufarbeitung zu unterziehen. Der Kessel und das Fahrwerk wurden mit Glanzlack neu gestrichen. Auch die Kesselringe wurden silbern gestrichen. Damit erhielt die Lok wieder ein schmuckes Aussehen, ein Aussehen, dass sie in den meisten Einsatzjahren bei der DB nie hatte.

Zwei Mitglieder des NEF, Peter Prem und Sohn Jürgen Prem, planten 1986 eine Reise nach England. Über einen befreundeten Lokführer bei British Rail in Liverpool konnte Kontakt zu einem Lokführer hergestellt werden, der in seiner Freizeit im Museum Carnforth arbeitete. Dieser kannte deshalb auch Dr. Peter Beet, und so konnte über drei Ecken ein Besuch in Carnforth im Mai 1986 vereinbart werden. Im Vorfeld des Besuchs wurde dabei der Wunsch geäußert, die 012 104 möglichst außerhalb des Schuppens fotografieren zu können. So erschien an unserem Besuchstag in Carnforth zu unserer Überraschung Dr. Peter Beet höchstpersönlich und schmierte vor dem Bewegen der Lok diese eigenhändig ab, inklusive aller beweglichen Teilen des innenliegenden Triebwerkes. Nach zwei Stunden Arbeit war das Werk vollbracht und der ganze Stolz des Besitzers konnte aus Anlass unseres Besuchs aus dem Schuppen gezogen und fotografiergerecht positioniert werden. Eine Lok der Baureihe 01.10 in England zu fotografieren, war natürlich etwas ganz Besonderes und ist bis heute unvergessen.

Am 11.Mai 1986 erblickte die 012 104 im Steamtown Museum in Carnforth für ca. eine Stunde das Tageslicht, als sie anlässlich unseres Besuchs zum “Photo Shooting” aus dem Schuppen gezogen wurde.

Beim Rangieren der 012 104 im Museumsgelände in Carnforth musste auch die französische 2’C1′-Schnellzuglok 231 K 22 mit bewegt werden, die sich ebenfalls im Eigentum von Dr. Peter Beet befand.
Im Hintergrund sind die Hochbunker der Bekohlungsanlage des ehemaligen Dampflok-Betriebswerks zu erkennen, die bis 1968 in Betrieb standen.

Der damalige Eigentümer und “Retter” der 012 104, Dr. Peter Beet (2. v. links), im Gespräch
mit Peter Prem, flankiert links und rechts von den zwei Lokführerkollegen aus Liverpool,
ohne die der Kontakt nach Carnforth und zu Dr. Peter Beet damals nicht möglich gewesen wäre.
Aufgrund des Aufwands und des Engagements des Lokeigentümers, seine Lok in Carnforth im
Freigelände für uns zu präsentieren, konnte als Dank noch im selben Jahr bei einem Gegenbesuch

in Nürnberg für ihn und seine Familie eine Fahrt auf dem Führerstand der Schwesterlok 01 1100
nach Neuenmarkt-Wirsberg ins Deutsche Dampflokmuseum (DDM) ermöglicht werden, die er
sehr genossen hat.

Leider hatte das damals weithin bekannte Eisenbahnmuseum “Steamtown Carnforth” auf Dauer keinen Bestand. Nach Eigentümerwechsel in den 1990er Jahren sollte das Areal als Museum aufgegeben und umgewidmet werden in einen Wartungs- und Instandhaltungs-Stützpunkt für Charter- und Museumszüge, der später unter West Coast Railways firmierte, einem privaten Eisenbahnbetreiber, der bis heute zu den führenden Anbietern von Nostalgie-Sonderfahrten auf dem britischen Eisenbahnnetz zählt.
Eigentümer von nicht betriebsfähigen Lokomotiven, die ihre Exponate im Museum in Carnforth untergestellt hatten, wurden daraufhin aufgefordert, das Areal zu verlassen und eine neue Bleibe für ihre Exponate zu suchen. Für kontinentale Fahrzeuge mit für britische Verhältnisse überbreitem Umgrenzungsprofil war das so gut wie aussichtslos, so dass sich Dr. Peter Beet 1995 schweren Herzens dazu entschließen musste, seine deutschen und französischen Dampfloks zum Verkauf anzubieten.

Eine Gruppe engagierter und solventer Dampflokfreunde aus Deutschland bekam letztlich den Zuschlag, so dass 012 104 am 22.09.1996 den Hafen von Rotterdam erreichte, von dem aus sie 21 Jahre zuvor nach England verschifft worden war. Zunächst kam die Lok beim Bayerischen Eisenbahnmuseum in Nördlingen unter, ehe sie im Jahre 2001 in das neu gegründete Süddeutsche Eisenbahnmuseum im ehemaligen Bw Heilbronn umzog. Dort kam es dann 2004 auch zu einem Zusammentreffen von drei “alten Bekannten”, anlässlich einer Sonderfahrt der 01 1100 von Nürnberg über Würzburg nach Heilbronn : 01 1100 des DB Museums und 01 1081 der Ulmer Eisenbahnfreunde gesellten sich zur 01 1104.

Die 01 1100 ist schon seit Ende 2006 nicht mehr betriebsfähig, und auch die 01 1066 der Ulmer Eisenbahnfreunde ist seit Ende 2016 nicht mehr im Einsatz. Umso beeindruckender ist es, dass die 01 1104 nun in deren Fußstapfen tritt und damit wieder eine Dreizylinder-01 in Deutschland betriebsfähig ist, neben der 01 1075 in den Niederlanden. Es sind die auf absehbare Zeit einzigen betriebsfähigen Exponate der zehn erhalten gebliebenen Loks der Reihe 01.10.

Die erste Streckenfahrt der 012 104 nach 49 Jahren fand am 09.06.2023 nachmittags statt, von Mönchengladbach nach Grevenbroich, hier bei der Einfahrt in den Bahnhof Grevenbroich. Damit konnte die 14 Jahre währende, betriebsfähige Aufarbeitung der Lok erfolgreich abgeschlossen und das Revisionsdatum an der Pufferbohle angeschrieben werden.

Bis dahin, bis zur ersten Streckenprobefahrt am 09.06.2023, war es jedoch noch ein langer Weg. Bereits im Jahre 2009 begannen erste Arbeiten an der 012 104, um festzustellen, ob eine betriebsfähige Wiederaufarbeitung möglich wäre und welchen Aufwand es bedeuten könnte.
Als das Projekt technisch machbar erschien und konkrete Formen annahm, schloss sich eine Gruppe von 01.10-Begeisterten rund um die Familie Nicklich zusammen und gründete im Jahre 2010 einen Verein mit dem Namen ‘Faszination Dampf’ mit Sitz in Nürnberg. Das erklärte Ziel des neu gegründeten Vereins war es, die 012 104 wieder betriebsfähig zu machen. Dazu brauchte es nicht nur willensstarke und handwerklich begabte Mitglieder, sondern auch zahlungskräftige Sponsoren und viele hunderte private Spenden. Mehrere private Darlehen und Sonderaktionen der Organisation ‘Betterplace’ zur Förderung gemeinnütziger Vorhaben unterstützten den Verein über all die Jahre nach Kräften.

Zurück nach Mönchengladbach ging es Tender voraus, hier bei der Abfahrt in Grevenbroich. Im Begleitwagen durften bei der ersten Streckenprobefahrt die verdienten Mitarbeiter des Vereins ‘Faszination Dampf’ und der Eisenbahnwerkstätten Krefeld mitfahren, ohne deren unermüdliches und fachlich kompetentes Arbeiten an der Lok über so viele Jahre dieser Traum einer wieder betriebsfähigen 012 104 nie hätte realisiert werden können.

Mit dem Umzug der Lok im Jahre 2010 von Heilbronn ins ehemalige Bw Crailsheim, dem Stützpunkt der Dampfbahn Kochertal, nahm die Aufarbeitung der Lok Fahrt auf. Die Details der Aufarbeitung würden diesen Artikel sicherlich sprengen, aber ein paar Highlights müssen doch erwähnt werden. Es war von Anfang an klar, dass es Jahre dauern würde, bis das Werk der betriebsfähigen Aufarbeitung vollendet sein würde. Da der Verein nicht alle Arbeiten an der Lok selbst erledigen konnte, sondern dafür zertifizierte Fachwerkstätten benötigt wurden, schloss man einen Vertrag mit den Eisenbahnwerkstätten in Krefeld, die auf dem Gelände des ehemaligen Bw Krefeld zu Hause sind. Folgerichtig musste die Lok zur Durchführung der großen Arbeiten am Kessel und am Fahrwerk dorthin überführt werden, was dann am 12. Juli 2015 im Schlepp des Eurosprinter-Prototyps 127 001 (ES64-P01) von Siemens auch passierte.

In Krefeld startete die heiße Phase der Aufarbeitung. Die Lok wurde mehr oder weniger in ihre Einzelteile zerlegt und jedes Teil befundet, entrostet, auf Herstellung der Urmaße bei Ablieferung bearbeitet und neu lackiert. Bei zu weit fortgeschrittenem Verschleiß oder zu starker Korrosion wurden Teile auch neu angefertigt. Im November 2018 konnte zumindest nach dem Einbau der beiden neuen Rohrwände sowie neuer Rauch- und Überhitzerrohre die Wasserdruckprobe des Kessels als erster großer Meilenstein bei der Aufarbeitung gefeiert werden. Rund ein halbes Jahr später war die Elektrik und Neuverdrahtung der Lok soweit fortgeschritten, dass der Einbau der obligatorischen Punktförmigen Zugbeeinflussung (PZB 90) und des digitalen Zugfunks GSM-R stattfinden und sogleich von zertifizierter Stelle abgenommen werden konnte.

Eine zweite Probefahrt nach Grevenbroich fand am Abend des 09.06.2023 statt. Hier kommt das Gespann von Mönchengladbach und fährt am alten Stellwerk vorbei nach Rheydt Pbf ein. Das Graffiti am Gebäude wurde etwas retuschiert, damit es die Aufnahme nicht zu sehr stört.

Ende November 2021 war dann die sogenannte ‘Hochzeit’ : Die Lok wurde nach der Aufarbeitung und Neubereifung der Laufradsätze wieder eingeachst und einer Rollprobe im Werksgelände in Krefeld unterzogen. Kurze Zeit später war auch der Tender soweit wieder vollständig instandgesetzt, dass ein Kuppeln mit der Lok möglich war. Durch die Terminüberschreitungen bei der Aufarbeitung stand Ende 2021 das Standgleis der Lok in der Aufarbeitungshalle in Krefeld nicht mehr länger zur Verfügung, so dass ein Umzug der Lok nach Mönchengladbach zur Centralbahn geplant und organisiert werden musste. Die Bremse der Lok war zu diesem Zeitpunkt noch nicht betriebsfähig, und das ganze Triebwerk mit den Treibstangen, Kuppelstangen, Kreuzköpfen und Kolben war demontiert und befand sich noch in Aufarbeitung. Trotzdem gelang es, die Lok in ihrem unvollständigen Zustand am 28.12.2021 mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h im Schlepp einer V60 der Centralbahn von Krefeld über Viersen nach Mönchengladbach zu schleppen. In der dortigen Wartungshalle der Centralbahn konnten nun die restlichen Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme angegangen werden.

Ein weiterer wichtiger Meilenstein war schließlich das erste Anheizen des Kessels Mitte Juli 2022. 44 Jahre nachdem in Carnforth mutmaßlich das letzte Feuer in der Feuerbüchse erloschen war, hauchte das charakteristische Wummern der beiden Ölbrenner dieser Dampflok wieder neues Leben ein.
Die Zielgerade der Aufarbeitung war schließlich erreicht, als die letzten Teile des Triebwerks und der Steuerung in Krefeld nach und nach fertig wurden und dann in Mönchengladbach montiert werden konnten. Erst wenige Tage vor der ersten Probefahrt war die Lok wieder komplett hergestellt, also alle Bauteile montiert und funktionsfähig. Es fehlte dann nur noch das Einstellen der Schiebersteuerung bei bereits angeheizter Lok, ehe sich die Räder zum ersten Mal wieder aus eigener Kraft bewegen konnten.

Im letzten Abendlicht kehrt die zweite Probefahrt des Tages am 09.06.2023 wieder aus Grevenbroich zurück, hier aufgenommen bei der Ausfahrt aus Rheydt Pbf in Richtung Mönchengladbach.

Nach den beiden Probefahrten am 09.06.23 nach Grevenbroich sollte am folgenden Tag die erste große Premierenfahrt mit geladenen und zahlenden Gästen stattfinden. Die als “Lastprobefahrt” angekündigte Rundfahrt mit sieben beige-blauen Schnellzugwagen der Centralbahn und unter Vermarktung von Nostalgiezugreisen e.V. sollte von Mönchengladbach aus über Erkelenz nach Aachen führen, von dort weiter über Düren nach Köln-Ehrenfeld und über Dormagen und Neuss zurück nach Krefeld.

Schon beim Bespannen des Zuges in Mönchengladbach waren viele Eisenbahnfreunde und zahlreiche Schaulustige zugegen, was aber nur ein Vorgeschmack sein sollte für das, was sich im weiteren Fahrtverlauf noch ergab. Auch in Erkelenz waren die Bahnsteige beidseitig voller Menschen, etliche verließen auch den Bahnsteigbereich, um der Lok ganz nah zu sein. Triebfahrzeugführer von Regelzügen agieren dann zur sicheren Seite und melden solche Vorkommnisse der Streckenzentrale. Die sperrt dann kurzerhand die Strecke und informiert die Bundespolizei, die Lage vor Ort zu klären. Sowohl in Baal-Hückelhoven als auch in Lindern wurde der Sonderzug gestoppt, weil sich Fotografen an der voraus liegenden Strecke offenbar so postiert hatten, dass “Personen am Gleis” bzw. “Personen im Gleis” gemeldet wurden.

Am 10.06.2023 war anlässlich der Premierenfahrt, der ersten Lastprobefahrt mit sieben Reisezugwagen und einer abgebügelten E-Lok, auf allen Unterwegsbahnhöfen “großer Bahnhof” für die neue alte Lok angesagt. Leider verhielten sich die Schaulustigen und Fotografen nicht überall regelkonform. Hier der Massenandrang in Mönchengladbach, den unser Mitglied Matthias Maier im Bild festhielt, als die Lok an den Sonderzug setzte.

In Herzogenrath, vor Beginn der Kohlscheider Rampe mit 14 Promille Steigung, wurde der Sonderzug abermals gestoppt. Auch Regelzüge wurden angehalten und endeten vorzeitig in Herzogenrath für die Rückfahrt. Triebfahrzeugführer berichteten von chaotischen Zuständen entlang der Rampe, es sollen sogar Personen auf Fahrleitungsmasten geklettert sein, um ein gutes Bild vom Sonderzuges zu machen.

Die Brücken über die Bahnstrecke entlang der Kohlscheider Rampe waren ohnehin überfüllt mit Fotografen und Schaulustigen. Die Bundespolizei forderte einen Helikopter an, um sich ein Lagebild entlang der Strecke zu verschaffen. Nachdem es in über einer Stunde nicht gelang, die Strecke wieder für Zugfahrten freizubekommen, entschied sich der Veranstalter in Rücksprache mit DB Netz, die Sonderfahrt in Herzogenrath abzubrechen und nach Mönchengladbach zurückzukehren. So endete die Lastprobefahrt sehr zum Bedauern aller Mitreisenden vorzeitig, weil die neue Lok einen solchen Hype ausgelöst hatte, dass ein sicherer Zugbetrieb auf den betroffenen Streckenabschnitten offenkundig nicht mehr möglich war.

Man kann nur hoffen, dass sich dieser Hype schnell wieder legt, die Vernunft bei jedem Einzelnen zurückkehrt und somit wieder normale Dampfzugfahrten zur Freude aller durchführbar sind. Bei der zweiten Sonderfahrt am 24.06.2023 von Mönchengladbach über Köln, Wuppertal, Hagen und Altenbeken nach Hameln verlief bereits wieder alles weitgehend störungsfrei. Das lässt für die Zukunft hoffen, dass es so bleibt.

Am 24.06.2023 startete die zweite Sonderfahrt von Mönchengladbach nach Hameln :
Diesmal beschildert als 01 1104, verlässt die Lok mit ihrem Sonderzug am Morgen die

Hohenzollernbrücke in Köln und durchfährt mit einer schönen ‘Zwiebel” am Schornstein den
Bahnhof Köln Messe/Deutz. Im Hintergrund zu erkennen sind die Türme des Kölner Doms.

Dem neuen Star 012 104-6 (01 1104) und seinem großartigen Team des Vereins “Faszination Dampf” kann man deshalb nur allzeit gute Fahrt und stets Hp 1 auf Deutschlands Schienen wünschen.

Update vom 15.07.23: Video 012 104 am 08.07.23 auf dem Hindenburgdamm

4 Gedanken zu „Ein Traum wurde wahr: 012 104-6 ist wieder betriebsfähig (Update)“

  1. Liebe Eisenbahnfreunde,

    danke für diesen ausführlichen und sehr gut bebilderten Bericht, den ich mit Genuss gelesen habe. Man merkt, dass hier Kenner und Liebhaber der 01.10 am Schreibtisch resp. Pc saßen. Sehr interessant fand ich auch die Zeilen über den Besuch in Carnforth, und ich bewundere das Engagement, in der Ferne sich damals um eine ausgewanderte 01.10 zu kümmern.
    Ebenso hervor zu heben ist die Erwähnung von Dr. Beet als Retter der Lok, I gave her Asyl, so sagte er, nachdem die Lok wieder in Deutschland war. Seine Liebe zu den Dampfloks war unübertroffen, the engines are a part of the family, so ein weiteres Zitat aus seinem Munde. Die Rauchkammertür der Lok polierte er z.B. so lange, dass sich alles drin spiegelte und er, cleaning the smokebox door, das Eintreffen von Besuchern im Spiegelbild erkennen konnte.
    Die aufwändige Aufarbeitung durch den Verein Faszination Dampf seit 2010, seit 2015 fernerhin durch die Firma EWK, wird einfühlsam und ausführlich geschildert, und Ihnen ist somit ein umfassender und sehr lesenswerter Überblick zur Geschichte der 01.10 und speziell der 01 1104 gelungen, Anerkennung und ein großes Danke!

    Herzliche Grüße

    Jürgen Nicklich

    Antworten
  2. sehr geehrter Jürgen Nicklich. Durch Zufall habe ich als alter Dampflokliebhaber von diesem fast als Wunder zu bezeichnenden Aufarbeitung und wieder Inbetriebnahme der 012 erfahren. Eine solche Meisterleistung durch Sie und ihr Team ist unbeschreiblich, Ja fast schon unglaublich. Ich hoffe Und wünsche Ihnen, dass die Lok Ihnen und uns auf lange Zeit erhalten bleibt und Sie und Ihre Lok uns hier im DDM Neuenmarkt und auf der Schiefen Ebene besuchen kommen.
    Viele Grüße und nochmals meine besondere Hochachtung
    Dr. Jürgen B. Bauer

    Antworten
  3. Sehr geehrter Jürgen Prem,
    lieber Jürgen Nicklich,

    die bewegende Geschichte der 01 1104, die erst mit dem Auslauf der Lok in Hamburg und ihrer Ausmusterung in Rheine über Dr. Peter Beet ihren ganz besonderen Verlauf nimmt, ist es gewiß wert, jetzt, anläßlich der Rückkehr heißen Dampfes in die drei Zylinder, einmal für alle Interessierten skizziert zu werden. Und dies ist Ihnen, Jürgen Prem, hervorragend gelungen. Dafür gilt Ihnen mein Dank!

    Dank aber auch Dr. Peter Beet und den visionskräftigen deutschen Freunden der Lok, denen es nach jahrelanger bewahrender Hinterstellung in Carnforth gelungen ist, die Maschine zurückzuholen: Ganz großer Respekt der herausragenden Leistung aller Beteiligten, die die Lok von ihrer „Rettung“ aus Großbritannien über ihre Aufarbeitung bis heute unermüdlich betreut, finanziert und wiederhergestellt haben – allen voran Jürgen Nicklich und seiner Familie!

    Das Ereignis vom 9. Juni läßt mich auf meine eigenen Erinnerungen an die 01 1104 alias 012 104-6 zurückblicken. Es war am sonnigen 9. Mai 1965, als ich ihr zum ersten mal begegnete: Sie fuhr, zum Bw Kassel gehörend, den D 74 Hamburg-Altona – Basel SBB von Kassel nach Frankfurt, und ich stand als 15jähriger Schulbub bei Frankfurt-Eschersheim, unweit von meinem Elternhaus, mit meiner neuen Kleinbild-Kamera und Schwarzweißfilm auf „Spähposten“ parat. Es war das erste und letzte mal, daß ich sie in meiner Heimatstadt erlebte, denn schon wenige Tage später wurde der Abschnitt der Main-Weser-Bahn bis Gießen an die E-Traktion übergeben. So sah ich die Lok erst im Oktober 1965 gelegentlich einer „Schnuppertour“ nach Gießen im dortigen Bw wieder. Letztmalig unter ihrem Heimat-Bw Kassel begegnete sie mir am 12. März 1967 an der Blockstelle „Wasserscheide“ bei Neustadt / Oberhessen: Sie fuhr morgens den E 570 nach Gießen kehrte mit dem schweren D 73 auf eindrucksvoller Bergfahrt zurück. Es folgten schließlich ab März 1970 nochmals mehrere Begegnungen unter Einsatz-Regie des Bw Hamburg-Altona auf der „Marschbahn“ nach Westerland. Dort begegneten wir uns am 23. Juli 1972 zum letzten mal unter DB-Regie, als sie den E 2109 Westerland – Hamburg-Altona kraftvoll aus St. Michaelisdonn beschleunigte.

    …und nun schließlich der 10, Juni 2023: Warten am oberen Ende der Kohlscheider Rampe auf der Forensberger Brücke, kurz vor Aachen. In illustrer Gesellschaft zwar, darunter auch Jürgen Nicklich, aber unter sengender Sommersonne. Knapp drei unendlich lange Stunden. Mit wiederholtem Kontakt mit Fahrgästen des Sonderzuges aus Mönchengladbach: Immer wieder lange Aufenthalte wegen Streckensperrungen, weil besonders mutige – ? – nein: übermütige Gleichgesinnte den Betriebsablauf störten. Schließlich um 15.45 Uhr der Anruf aus dem Zug, der die inzwischen kursierenden Gerüchte bestätigte: Die völlig neu aufgebaute 01 1104, die mit dem Sonderzug schon seit geraumer Zeit in Herzogenrath, am Fuß der Rampe, vor der dritten Streckensperrung stand, muß ihre Jungfernfahrt abbrechen und mit Hunderten Fahrgästen nach Mönchengladbach zurückkehren. Und nochmals Hunderte Bahnreisende in Regelzügen, die ebenfalls längst zum Halten gezwungen worden waren, können ihre Reise mit erheblichen Verspätungen endlich fortsetzen. – Zurück bleiben gut 20 Fans, die nun die mit viel Vorfreude und großer Spannung erwartete Rampenfahrt der nagelneuen „1104“ doch nicht erleben durften. Tiefe Enttäuschung in ihren Gesichtern, was sie gewiß auch mit ausnahmslos allen Fahrgästen des Jungfernzuges teilten…

    Bleibt zu wünschen, daß die weiteren Einsätze der schönen Pacific von „besser kontrollierbarer Faszination“ begleitet werden und ihr Erfolg – sprich: Finanzierung – auf lange Dauer sichergestellt bleibt. Auf daß wir uns dann doch irgendwann wiedersehen!

    Herzliche Grüße aus Aachen –
    Reinhard Gumbert

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  4. Allen weitsichtigen und umsichtigen Rettern, großzügigen Sponsoren und extrem engagierten Instandsetzern herzlichen Dank und größte Anerkennung für das nun vollumfänglich gelungene Werk!
    Bereits im Februar 2023 hatte ich hoffnungsvoll vier Karten für vier Dampflokfreunde für die historische Fahrt von HH – Altona nach Westerland am 8.7.2023 gebucht.
    !971 und 1972 hatte ich als Student die Möglichkeit genutzt, insgesamt 3 Wochen lang mit Bezirkskarten viele Fahrten in den schnellen und engagiert gefahrenen Dampfzügen hinter den 012 zu erleben. D 820 / 14 Wg., Rückfahrt im E 2109 / 10 Wg., “stets mit allem was drin ist”. An den damals mit Herzblut gemachten Stereo – Tonaufnahmen erfreuen wir uns (und eine kleine Gemeinde von “Ton-Dampfern) ) heute immer noch!
    Nun freue ich mich auf das Schwelgen in Erinnerungen bei zunächst tastendem Anfahren, dann zunehmend harter Beschleunigung und schließlich röhrendem Dreischläger-Klang!
    Im US -Bildband “Last Of Steam” heißt es so treffend zum Sound der UP 9000: “Her offbeat thunder is not easily to be forgotten!” Und an anderer Stelle: “Heaven help the uninformed!”

    Alle guten Wünsche für eine erfolgreiche gemeinsame Fahrt!
    Wulf-Dieter Heinrich

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