Vor 40 Jahren: Winterbetrieb in Vorarlberg

Beim Erstellen des letzten Beitrages über das diesjährige Streckenjubiläum in Vorarlberg und den Sonderfahrten mit der 1020.18 aus diesem Anlass sind bei mir Erinnerungen wachgerüttelt worden an den Eisenbahnbetrieb dort in früheren Jahren, als die damals für die Region typischen Altbau-E-Lok, die heute als Museumsstücke in Wolfurt aufbewahrt werden, noch im regulären Einsatz standen und eine Lok der Reihe 1044 das Modernste war, was eine ÖBB aufzubieten hatte.

Zufälligerweise war ich vor 40 Jahren in Vorarlberg unterwegs, im Januar 1982, als es noch richtige Winter mit viel Schnee gab, nicht nur, aber vor allem am Arlberg. Beim Betrachten der Bilder von einst, die ich zwischenzeitlich schon digitalisiert habe, kam mir dann die Idee, im Kontrast zu den Sommer-Bildern von der 1020.18 von diesem Jahr einige Bilder von vor 40 Jahren an dieser Stelle ebenfalls zu präsentieren.

Die Zeitreise zurück ins Jahr 1982 soll zeigen, wie der Betrieb damals aussah, welche Fahrzeuge im Einsatz waren, und wie die langen und strengen Winter am Arlberg dem Personal und den Maschinen höchsten Einsatz abforderten. Auch für Fotografen war es dabei nicht immer einfach, bei Schneehöhen von 1,50 m und mehr außerhalb geräumter Wege den passenden Fotopunkt zu erreichen, ohne im Schnee zu versinken.

Beginnen wir den Bilderbogen aus Vorarlberg im damaligen Bahnhof Feldkirch. Rechts wartet die 1670.28 mit ihrem Personenzug nach Bludenz die Überholung eines Schnellzuges ab, der am 07.01.1982 mit 1044.36 bespannt war. Die Personenzüge heute werden in diesem Abschnitt mit Talent-Triebwagen der Reihe 4024 gefahren.
Bei leichtem Schneefall steht die sogenannte “Verschubreserve Feldkirch” im dortigen Güterbahnhof bereit für neue Arbeiten. In dieser Zeit begann man, auch grüne Loks nach und nach mit dem “ÖBB-Pflatsch” zu versehen. 1180.08 war eine der ersten Maschinen, die an der Front dieses Logo bekam. Offenbar bekamen einzelne Loks dieser Reihe in den Wintermonaten auch einen Schneepflug verbaut.
Ein Güterzug mit der 1020.47 verlässt den Güterbahnhof in Feldkirch und zieht am Hausbahnsteig des Personenbahnhofs vorbei Richtung Bludenz. Die 1020.47 war eine der drei Loks der Nachbauserie, die nach dem 2. Weltkrieg in Floridsdorf noch fertiggestellt und direkt an die ÖBB geliefert wurden. Diese drei Loks blieben bis zur Ausmusterung in grüner Lackierung erhalten und waren in den späten Einsatzjahren nur teilweise modernisiert.
Kurze Zeit später kam ein zweiter Güterzug durch den Bahnhof Feldkirch gefahren, diesmal bespannt mit der 1670.102 und der 1020.44, beide damals in der Zugförderung Bludenz beheimatet.
Die 1670.102 entstammt der Unterserie der 1670.1 aus dem Jahre 1932, die nur in 5 Exemplaren in Dienst gestellt wurde.
Die Personenzüge waren damals mitunter ziemlich kurz, so wie hier mit der 1670.28 als Zuglok im Bahnhof Feldkirch. Die Reihe 1670.0 umfasste 29 Lokomotiven mit den Baujahren 1928/29, und im Jahre 1982 war etwa ein Drittel der Maschinen noch im Einsatz, stationiert in Bludenz und Innsbruck. Ein Jahr später war der Einsatz dieser Lokreihe bei der ÖBB Geschichte.
Etwas weiter nördlich in Bregenz am Bodensee war in diesen Tagen ebenfalls reger Eisenbahnbetrieb zu beobachten, auch wenn hier direkt am Bodensee kein Schnee lag. Hier fährt die 1670.104 als Lokzug von Lindau-Reutin kommend am Wärterstellwerk vorbei in den Bahnhof ein. Man beachte dabei auch den fahrbaren Untersatz des Stellwerkers.
Die 1670.104 war die einzige 1670.1, die in den letzten Jahren ihrer aktiven Dienstzeit eine blutorangene Lackierung trug. Seit 35 Jahren ist sie nun Museumslok und wird in der Lok- und Wagenhalle in Wolfurt aufbewahrt. Hier steht sie am 07.01.1982 abfahrbereit mit einem Expressgut-Güterwagen zur Fahrt nach Lindau-Reutin. Alle Bahnsteiggleise in Bregenz waren zur damaligen Zeit ebenerdig über Holzbohlen-Übergänge zu erreichen, Bahnsteigunterführungen wie auch Bahnsteigüberdachungen gab es nicht. Auch die Bregenzer Waldbahn bediente damals noch den Bahnhof Bregenz, links im Bild zu sehen.
Im Bahnhof von Bludenz war in den Tagen Anfang Januar schon mehr Schnee vorhanden. Hier wartet die 1020.46 mit ihrem Güterzug am 09.01.1982 auf Ausfahrt nach Buchs, dem Grenzbahnhof in die Schweiz. Die 1020.46 war die einzige Lok der Nachbauserie, die im Rahmen der Teilmodernisierung noch einen Umbau auf zwei Stirnfenster bekam, und zusätzlich den weißen “ÖBB-Pflatsch” als Eigentumsmerkmal.
Ein weiterer Güterzug aus der Gegenrichtung ist in den Bahnhof Bludenz eingefahren, bespannt mit 1020.29 und 1110.08. Auch der Bahnhof Bludenz hatte zur damaligen Zeit weder Bahnsteigunter-führungen noch Bahnsteigdächer. Das Umherlaufen auf den schmalen und teilweise nur unzureichend geräumten Bahnsteigen gestaltete sich im Winter mitunter etwas schwierig.
Auch ein Besuch in der örtlichen Zugförderung war zu diesen Zeiten nahe liegend und leicht durchzu-führen, galt es doch dort immer etwas zu entdecken. Freundliches Personal zeigte einem Eisenbahnfreund aus Deutschland gerne die Schätze vor und in der „Remise“. Im Schuppen waren Anfang 1982 größere Frist- bzw. Instandhaltungsarbeiten an der 1670.105 im Gange. Die Lok stand ausgeachst und ohne Vorlaufdrehgestelle da, die Stromabnehmer fehlten, der ganze Lokkasten war nur auf zwei Querbalken abgestützt. Die geöffneten Klappen gaben den Blick frei auf den Luftpresser im Vorbau. Es dürfte die letzte große Instandhaltungsarbeit an dieser Lok gewesen sein, weil im Oktober des gleichen Jahres wurde die Lok „kassiert“, wie man in Österreich sagt, wenn eine Lok ausgemustert wird.
Nach der Rückkehr zum Bahnhof stand die „Verschubreserve“ des Bahnhofs Bludenz mit einem deutschen Kurswagen bereit für das Beistellen des Wagens an den nächsten Schnellzug. Die 1180.09 ist heute die einzige erhalten gebliebene, ehemalige Güterzuglok für den Arlberg der Reihe 1180 und wird in der Lok- und Wagenhalle in Wolfurt aufbewahrt.
Die letzten Bilder dieses Beitrags sind dem Betrieb auf der Arlbergstrecke Anfang Januar 1982 gewidmet. Hier sehen wir das östliche, auf tiroler Seite liegende Tunnelportal des Arlbergtunnels, wie es heute durch den Umbau des Bahnhofs St. Anton am Arlberg im Jahre 2001 nicht mehr existiert.
Der Personenzug nach Bludenz, an diesem Tag von 1020.45 gezogen, verlässt in einer scharfen Rechtskurve den Bahnhof St.Anton und fährt über den Scheitelpunkt der Arlbergstrecke im Tunnel nach Langen in Vorarlberg.
Der Personenzug hat nach etwa 8 min Fahrt durch den Arlbergtunnel den Bahnhof Langen am Arlberg erreicht. Der in St.Anton noch vorhandene Schnee auf dem Vorbau der Lok ist in den wenigen Minuten aufgrund der Wärme im Tunnel dahin geschmolzen.
Heute gibt es keine Personenzüge mehr auf der Arlbergstrecke. Die Railjets und IC/EC der heutigen Zeit halten nur noch in St.Anton und/oder Langen am Arlberg.
Die 1110.18 und 1110.01 sind am 08. Januar 1982 mit einem langen Güterzug in den Bahnhof Langen am Arlberg eingefahren, wo die Vorspannlok nun abgesetzt wird. Selbst bei diesen widrigen Wetterverhältnissen lief der Betrieb weiter, sogar weitgehend ohne Störungen. Die Bahnsteige wurden allerdings bei derartigen Witterungsbedingungen nur noch im unmittelbar notwendigen Bereich vom Schnee geräumt.
Ein Güterzug aus der Gegenrichtung verlässt den Arlbergtunnel und fährt in den Bahnhof Langen am Arlberg ein. Der Zug ist bespannt mit der 1110.505 und der 1020.46.
Zum Abschluss noch ein besonders stimmungsvolles Bild aus jenen Tagen. Bei dieser Witterung wurde mehrmals täglich mit dem Schneepflug die Strecke abgefahren, um diese auch bei anhaltendem Schneefall befahrbar zu halten. Hier steht die 1180.06 nach getaner Schubarbeit mit ihrem Schneepflug im Bahnhof Langen am Arlberg bereit zur Rückfahrt nach Bludenz. So war das vor 40 Jahren…..

1 Gedanke zu „Vor 40 Jahren: Winterbetrieb in Vorarlberg“

Schreibe einen Kommentar zu Matthias Maier Antworten abbrechen