Am Sonntag, dem 10. August, unternahmen knapp 20 Mitglieder unseres Vereins eine sommerlich-heiße Tagesfahrt nach Niederbayern. Ziel war die Ilztalbahn von Passau nach Freyung sowie die wiedereröffnete Teilstrecke der Granitbahn nach Passau-Lindau.
Bei strahlendem Sonnenschein starteten wir morgens von Nürnberg Hbf um 09:11 Uhr mit dem Siemens Mireo der Agilis im RE50 in Richtung Passau. Hinter Neumarkt/Oberpfalz stiegen an jedem Halt immer mehr in Tracht gekleidete Fahrgäste zu, Lederhosen und Dirndl in allen Variationen, die zum Gäubodenfest nach Straubing unterwegs waren.

Nach unserer Ankunft in Passau gegen 11:30 Uhr und einer gemeinsamen Mittagspause in der Gaststätte L’Osteria bestiegen wir den Zug der Ilztalbahn – einen Dieseltriebwagen der DB-Baureihe 628.2, der seit 2023 langfristig angemietet ist und in den klassischen DB-Produktfarben Minttürkis, Pastelltürkis und Lichtgrau lackiert wurde.

Wer heute in den gemütlichen Triebwagen der Ilztalbahn nach Freyung steigt, fährt auf einer Strecke mit bewegter Geschichte. Schon 1890 fuhren auf dem Teilstück Passau – Röhrnbach die ersten Züge und ab 1892 verband die Bahn Passau mit Freyung. Sie diente dabei nicht nur dem Personenverkehr, sondern vor allem auch dem Transport von Granit und Holz aus dem Bayerischen Wald.
Nach fast hundert Jahren endete 1982 der planmäßige Personenverkehr. Unwetterschäden setzten der Strecke 2002 zusätzlich zu und führten zur Sperrung. 2005 wurde sie offiziell stillgelegt – und schien dem Verfall geweiht.
Doch Eisenbahnenthusiasten gaben nicht auf: 2006 gründeten sie die Ilztalbahn GmbH, machten Gleise und Bahnhöfe wieder fit, und 2011 rollten wieder Züge über die gesamte Strecke – nun als Freizeitbahn mit Panoramablick. Heute lockt die Ilztalbahn jährlich viele Ausflügler in den Bayerischen Wald. Seit April 2024 betreibt sie ihre Strecke sogar in eigener Regie.

Um 12:51 Uhr verließen wir den Passauer Hauptbahnhof und fuhren zunächst entlang der Hauptstrecke Richtung Regensburg. Nach ca. 3 Kilometern zweigt die Strecke ab und überquert kurz danach die Donau auf der imposanten Kachletbrücke mit Blick auf die Donau-Schleuse und das Kraftwerk Kachlet. Anschließend durchfährt der Zug vor Tiefenbach den ersten von drei Tunneln, folgt danach dicht dem Flusslauf der idyllischen Ilz, passiert dichte Wälder und wechselt bei Fürsteneck in das Tal des Osterbachs. Über sanfte Steigungen und vorbei an Waldkirchen erreichte unser Zug schließlich nach 49,5 Kilometern den Endbahnhof Freyung. Dort blieb nur kurze Zeit für ein Gruppenfoto, bevor es wieder zurück nach Passau ging.














Der freundliche Lokführer zeigte auf der gesamten Strecke ein Herz für die zahlreichen Fotografen im Zug und verlängerte an mehreren Stationen großzügig die Aufenthalte, um ihnen das Aussteigen mit der Kamera für Fotoaufnahmen zu ermöglichen – behielt dabei jedoch stets den Fahrplan im Blick. Trotz der heißen Außentemperaturen sorgten die vielen gekippten Fenster während der Fahrt für eine angenehme natürliche Kühlung im Innenraum des VT 628.2.
Zurück in Passau fuhren wir mit unserem Triebwagen nach einem fünfminütigen Halt mit Lokführerwechsel weiter auf dem derzeit befahrenen Teilabschnitt der Granitbahn nach Passau-Lindau. Die Gesamtstrecke Passau–Hauzenberg erhielt ihren Namen, weil sie vor allem dem Transport des in der Region abgebauten Granits diente. Entstanden ist sie fast vollständig in Handarbeit – unter maßgeblicher Mithilfe zahlreicher Arbeiter aus Italien, Kroatien und Österreich.
Der erste Zug fuhr am 15. November 1904 und brachte der Granitindustrie großen Aufschwung – Pflastersteine aus dem Bayerischen Wald gelangten in viele deutsche Städte. Der Personenverkehr endete 1971, danach fuhren nur noch Sonderzüge. Nach dem Hochwasser 2002 kam der Betrieb zum Erliegen. Seit der Übernahme durch die Bayerische Regionaleisenbahn 2014 und der Wiederaufnahme 2020 fahren wieder Züge, aktuell auf dem 6,3 Kilometer langen Teilstück bis Passau-Lindau.
Nach der Ausfahrt aus dem Hauptbahnhof gegen 16 Uhr durchfuhren wir zunächst den 138m langen Passauer Tunnel. Danach führt die Strecke über das nach 1945 gebaute Provisorium der im Krieg zerstörten Kaiserin-Elisabeth-Brücke über den Inn nach Passau Voglau. Nach einem Fahrtrichtungswechsel verläuft die Route größtenteils am Inn entlang – mit herrlichem Blick auf die malerische Altstadt von Passau. Nach einem kurzen Zwischenhalt im Haltepunkt Rosenau erreichten wir nach Überquerung der Donau über die mächtige Kräutelsteinbrücke den Wendebahnhof Passau-Lindau.


Dort wurden wir herzlich von Heidi Bauer, der ersten Vorsitzenden des Fördervereins Lokalbahn Hauzenberg–Passau e.V., empfangen. Sie überreichte unserem Vorstand kleine Geschenke und betonte, wie sehr unsere Vereinsfahrt den Förderverein unterstützt. Nach einem gemeinsamen Gruppenfoto traten wir die Rückfahrt zum Passauer Hauptbahnhof an.





Vor der Heimfahrt blieb in Passau noch Zeit für eine kurze Stärkung oder einen Spaziergang durch die Altstadt.
Um 18:31 Uhr brachte uns abends wieder der Siemens Mireo der Agilis mit dem RE50 bequem zurück nach Nürnberg. In Straubing stiegen erneut zahlreiche Gäste in traditioneller Tracht ein, die vom Gäubodenfest zurückkehrten und mit fröhlichem Lachen und lautstarken Gesprächen die Stille im Zug abrupt beendeten – und so einen Hauch Volksfeststimmung ins Wageninnere holten. Trotz eines Brandes einer Zuglok des München-Nürnberg-Expresses am späten Abend im Nürnberger Hauptbahnhof und der damit verbundenen zeitweisen Sperrung der Gleisanlagen erreichten wir unseren Zielbahnhof dennoch pünktlich um 20:47 Uhr.
Abwechslungsreiche Strecken, beeindruckende Ausblicke und geschichtsträchtige Bahnlinien, kombiniert mit dem freundlichen Zugteam und einer bestens gelaunten Reisegruppe, machten diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Soweit nicht anders gekennzeichnet, stammen alle Bilder von Frank Türpitz.
Ein toller Reisebericht mit wunderschönen Fotos. Danke.
was eine tolle Aktion.
Von der Fahrt auf der Granitbahn entlang der Donau hätte ich gern ein paar Fotos des 614. Hab ich doch beim Studium 5 Jahre an der Strecke verbracht. Damals undenkbar das da jemals wieder ein VT614 fährt…
… eine kleine Anmerkung: Auf der Ilztal- und Granitbahn verkehrt gegenwärtig ein VT 628.2 – kein VT 614.